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1 Ein bißchen Vorgeschichte

Der Geschichte der Festung Marienberg kann man entnehmen, daß der Hexenbruch im Jahre 1712 wohl Schauplatz eines politischen „Ereignisses“ war. Im Januar des Jahres 1712 kam Kaiser Karl VI., von der Frankfurter Wahl und Krönung auf dem Weg zurück nach Wien, auf Einladung des Fürstbischofs Greiffenklau nach Würzburg. Ingenieurhauptmann Andreas Müller, der Vorgänger von Balthasar Neumann, hatte bei Lengfurt eine Schiffsbrücke konstruiert, die der Kaiser am 13. Januar passierte, nachdem er die Nacht im Chorherrenstift Triefenstein verbracht hatte. Schon von Waldbüttelbrunn an bis zur Burg hatten sich die Würzburger Regimenter in neuen Monturen zum Spalier aufgestellt. Vor dem Schloßtor stand eine neu ausgerüstete Kompanie in braunen Röcken mit silbernen Knöpfen. Der kaiserliche Zug bestand aus 96 sechsspännigen Kutschen und 60 Reitpferden. Nachdem ein direkte Fahrweg von Waldbüttelbrunn (seit 1615 Poststation an der Postlinie Frankfurt - Nürnberg) über Kaiserstraße - Hexenbruch - Hexenbruchweg (heute so genannt) nach Würzburg führte, kann wohl mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß die kaiserliche Fahrt über den Hexenbruch ging.

1749 ist die nächste Jahreszahl, die in Bezug auf den Hexenbruch überliefert ist. Ein Rückfall in die Hexenverfolgung in diesem Jahr hat dem Ortsteil seinen Namen gegeben. Ein eigenes Kapitel geht näher darauf ein.

Wiederum aus der Festungsgeschichte stammt das nächste bekannte Ereignis, in dessen Zusammenhang der Name Hexenbruch auftaucht. Vom 29.11.1800 bis zum 31.12.1800 belagerten die Franzosen die Festung und beschossen sie auch. Von Hexenbruch, Nikolausberg und Himmelspforten feuerten sie an manchen Tagen über tausend Schuß auf die Burg ab. Am 27.12.1800 um 5.45 Uhr wagten die Festungsbesatzer einen Ausfall. Sie stürmten mit 150 Mann auf den Hexenbruch, zerstörten die Batterie und verfolgten den Feind mit lebhaftem Flintenfeuer.

1813 lagerte an der Kaiserstraße im nahen Wald ein Teil des Heeres Napoleons I. auf dem Zug nach Leipzig. Es sollen lauter junge Burschen im Alter von 16 - 17 Jahren gewesen sein; Napoleon selbst soll sie „seine Kinder“ genannt haben. Später wurden dort französische Münzen mit dem Bildnis des Kaisers gefunden. Der Kaiser selbst kam dreimal nach Würzburg, am 02.08.1806, am 13.05.1812 und am 02.08.1813.

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Bericht aus der Chronik des Marktes Zell:

„Es war im Jahr 1812, als der Zug Napoleons nach Rußland ging. Da mußte auch die Gemeinde Zell dem Kaiser ihre Aufwartung machen. An der Straße nahe dem alten Zollhaus war ein großes „Werk“ aufgerichtet, ganz mit Grün und Moos verziert. Vor demselben standen drei große Kohlenpfannen, darstellend einen Rauchaltar. Mehrere Schritte davon stand das Großherzogliche Landgericht, bildend eine Deputation der Stadt Würzburg. Ihr zunächst Schultheiß und Gemeinderat von Zell. An der Spitze der damalige Pfarrer Werner in Chorkleid und Stola, ihm zur Seite zwei Knaben, Standarten tragend. Anschließend war die ganze Schuljugend mit ihrem Schulmeister aufgereiht.
Als der mit sechs Pferden bespannte Wagen des Kaisers vorüberrollte, wurden musikalische Tuschs gegeben und unter der Jugend und dem Volk tönte dreimal „Vivat Kaiser Napoleon“. Der Korse drückte sein Gefallen aus, indem er sich im Wagen erhob und sein Haupt neigte.“
Das war an der Straßengabelung Frankfurter Straße / Hettstadter Steige bei Kloster Oberzell.

Wo der Kaiser 1812 und 1813 als geschlagener Feldherr zurückfuhr, ist nirgends vermerkt.

1816, Franken war inzwischen bayerisch geworden, entstand das Pulvermagazin, das bis ca. 1970 als militärisches Gelände den Hexenbruch mitprägte.

Abbildung 1-1: Lithographie von Franz Leinecker, 1845 (Mittelausschnitt).
Am Horizont die drei ersten Häuser des Pulvermagazins Hexenbruch.

Im Jahre 1866 taucht der Name nochmals in der Geschichte auf. Im Bruderkrieg Preußen-Österreich fanden im Bereich Würzburg / Roßbrunn / Waldbrunn die letzten Gefechte statt. Am 27.07.1866 rückten die Preußen von Westen auf den Hexenbruch vor, um die Festung zu beschießen. Das bayerische Heer steckte beim Rückzug das Pulvermagazin in Brand. Drei oldenburgische Batterien bezogen auf dem Hexenbruch Stellung, die preußische Artillerie schanzte sich auf dem Nikolausberg ein.

Nach einem heftigen Artillerieduell um die Mittagszeit steht das Zeughaus der Festung in Flammen. Die Besatzung, ebenso eine bayerische Batterie auf dem Steinberg und eine österreichische beim „Letzten Hieb“ brachten dem Feind große Verluste bei. In der Höchberger Kirche und der Schule wurde ein Lazarett für die preußischen Verwundeten eingerichtet und Höchberger Bürger halfen selbstlos beim Versorgen. Am 28. Juli wurde Waffenruhe geschlossen, am 02. August 1866 ein Waffenstillstand vereinbart.

In den Jahresberichten 1890 bis 1895 des Würzburger Verschönerungsvereins wird von Aktivitäten und Schwierigkeiten, eine Allee anzulegen, berichtet. Es sollte ein schattiger Weg zur Zeller Waldspitze und zur 1876 angelegten Koenigs-Anlage entstehen. Schwierigkeiten gab es wohl aus diesem Grund: Auf einem Katasterblatt von 1834 kann man im nördlichen Bereich (dort verläuft der heutige Alleeweg) des militärischen Pulvermagazins einen Weg erkennen, der auf dem Grund dieses Areals verläuft. Nach dem heutigen Verlauf dieses Weges muß angenommen werden, daß das Militär einen Streifen Land abgetreten hat, damit dieses Vorhaben ausgeführt werden konnte. Es wurden 108 Spitzahornbäume gepflanzt. Ein Großteil der Bäume ist also nicht, wie vielfach angenommen 50 Jahre, sondern 100 Jahre alt. Abgestorbene Bäume wurden, wie man sieht, immer wieder nachgepflanzt, ältere Bäume aufwendig saniert.

Plan von 1834

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